Kunststoffteile werden in unterschiedlichen Verarbeitungsverfahren hergestellt. In diesem Beitrag fokussieren wir uns auf den Vergleich der Verfahren Kunststoff Thermoformen und den 3D-Druck.
Amin Lakhal
19. Dezember 2023
Für einen schnellen Überblick empfehlen wir unser Video zum selbigen Thema:
Beim Thermoformen oder auch Kunststoff Tiefziehen werden thermoplastische Kunststoffe durch Erhitzen mithilfe von Tiefziehmaschinen umgeformt. Nach dem Abkühlen erfolgt das Zuschneiden in die gewünschte Form durch Stanzen oder Fräsen.
So läuft der Prozess beim Tiefziehen von Kunststoffen ab:
3D-Druck Definition: 3D-Druck, auch als additive Fertigung (AF) bekannt, beginnt mit der Erstellung eines digitalen 3D-Modells, das in dünne horizontale Schichten unterteilt wird – ein Prozess, der als "Slicing" bekannt ist. Der 3D-Drucker baut das Objekt dann Schicht für Schicht auf, indem er Material wie Kunststoff aufträgt.
Das 3D-Druck Verfahren wurde in den frühen 1980er Jahren erfunden und existiert somit seit etwa vier Jahrzehnten. Ursprünglich war der 3D-Druck eine langsame und kostspielige Fertigungsmethode. Doch dank umfangreicher technologischer Entwicklungen hat sich die 3D-Druck Technologie zu einem Verfahren entwickelt, das in unterschiedlichen Branchen Anwendungen findet.
3D-Drucken ist ein vielseitiges Kunststoffverarbeitungsverfahren, welches sich wiederum in mehrere Druckverfahren unterteilen lässt. Drei wichtige sind hier folgende:
Bei diesem 3D-Druck Verfahren verschmilzt ein Laser punktuell Kunststoffpulverpartikel. So entsteht schichtweise ein dreidimensionales Bauteil. Ein Vorteil hierbei ist, dass das Restpulver weiterverwendet werden kann.
3D-Druck Verfahren mit SLA: Hier wird ein Laser eingesetzt, und härtet das Teil aus flüssigem Harz. Dieses Verfahren bietet höchste Genauigkeit, jedoch eingeschränkte Materialauswahl.
Das hierfür benötigte Druckmaterial wird im 3-Drucker erhitzt und Schicht für Schicht wird das Objekt entlang des Pfades aufgebaut. Ist der Druck abgeschlossen, müssen, falls vorhanden, Supportstrukturen oder Stützmaterialien vom Objekt entfernt werden.
Untenstehend sehen Sie eine vereinfachte Darstellung der 3-Druck FDM Methode:
Thermoformen und der 3D-Druck sind zwei völlig unterschiedliche Verfahren zur Herstellung von Kunststoffteilen. Während Thermoformen vor allem für Serienfertigung genutzt wird, eignet sich 3D-Druck hauptsächlich für Prototypen und Kleinserien.
Faktoren | Thermoformen | 3D-Druck |
---|---|---|
Stückzahl | Mittel > 5 | Gering < 5 |
Lieferzeit | Wochen | Tage |
Werkzeugkosten | Mittel | Kein Werkzeug nötig |
Toleranzen | - | -bis++ |
Thermoformen erweist sich als äußerst kosteneffiziente Option, selbst bei der Herstellung großer Stückzahlen. Das liegt unter anderem an der schnellen und kostengünstigen Produktion, den niedrigen Werkzeugkosten, der hohen Materialeffizienz und der flexiblen Formgebung. Auch die große Auswahl an Materialien, Additiven und Oberflächenbeschaffenheiten der Halbzeuge machen Thermoformen zu einer äußerst attraktiven Lösung in verschiedenen Industriezweigen.
Der Nachteil liegt - je nach Seriengröße - in der notwendigen Investition in ein Werkzeug.
Vorteile beim Thermoformen | Nachteile beim Thermoformen |
---|---|
Niedrige Investitionskosten für Werkzeuge | Werkzeuganpassungen können teuer werden |
Kostengünstige Herstellung | Potenzielle Fehlerquellen bei Halbzeug-Herstellung durch eingefrorene Spannungen im Material bei Extrusion |
Lohnt sich schon ab geringen Stückzahlen | Komplexe Formen mit sehr dünnen Wänden sind begrenzt |
Optimale Möglichkeiten zur Nachbearbeitung | Potenzielle Schwierigkeit, gleichmäßige Materialstärken in komplexen Formen zu erreichen |
Post-industrial Recycling für einfache Kreisläufe möglich | Einseitiger Materialkontakt |
Konkurrenzlos bei dünnwandigen Teilen | Komplexere Geometrien aus dem 3D-Druck nicht herstellbar |
Kurze Vorlaufzeiten | Halbzeug teurer als beim 3D-Druck |
Große Materialauswahl | Schnitt- und Stanzkosten |
Alle Größen und Formen möglich (Großteile) | Komplexe Geometrien, wie im 3D-Druck nicht herstellbar |
Der 3D-Druck eignet sich besonders für die Herstellung komplexer Prototypen und Kleinserien. Er bringt jedoch im Vergleich zum Thermoformen auch einige Einschränkungen mit sich.
Der 3D-Druck ermöglicht die Herstellung komplexer, maßgeschneiderter Teile mit hoher Präzision und minimalem Materialverschnitt, bzw. Materialausschuss. Dies führt zu einer Material- und Kostenersparnis bei kleineren Stückzahlen oder Prototypenentwicklung. Zudem entfällt die Notwendigkeit kostenintensiver Formen oder Werkzeuge für die Herstellung, was das initiale Investment reduziert.
3D-Druck ist in der Regel langsamer und weniger kosteneffizient bei der Herstellung großer Stückzahlen. Die begrenzte Materialauswahl und -festigkeit können auch dazu führen, dass der 3-D Druck nicht für alle Anwendungen geeignet ist. Zudem kann aufgrund der Schichtstruktur der Teile eine langwierige Nachbearbeitung nötig sein, welche Zeit und Ressourcen beansprucht.
Im Vergleich dazu kann ein Tiefziehteil oft ohne zusätzliche Schleifarbeiten, Polituren oder Lackierarbeiten verwendet werden. Das entsprechende Finish kann direkt mit dem Material oder durch Einbringen eines Abdrucks der gewünschten Oberflächenstruktur im Werkzeug erreicht werden.
Vorteile beim 3D-Druck | Nachteile beim 3D-Druck |
---|---|
Keine Werkzeugkosten | Niedrige Stückzahl |
Kurze Lieferzeit | Langsamer Fertigungsprozess |
Komplexe Formen möglich | Materialauswahl begrenzt |
Keine langen Rüstzeiten & Werkzeugwechsel | Oberfläche benötigt evtl. Nachbearbeitung |
Keine Werkzeuganpassungen | Bauteilgröße beschränkt |
Konstanter Preis pro Teil | Fertigungsprozess ist fehleranfälliger insb. bei komplexen Bauteilen |
Verkürzte Produktionszeit für Prototypen | Etwas größere Fertigungstoleranzen |
/ | Niedrige Materialeffizienz → notwendige Stützstrukturen |
Das 3D-Druck Verfahren bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, die von der Prototypenentwicklung bis zur Herstellung maßgeschneiderter medizinischer Implantate reichen. Das Verfahren eignet sich besonders für flexible Kleinserien, die ohne Werkzeugkosten umgesetzt werden können.
Der 3D-Druck eignet sich besonders für die kostengünstige Herstellung von Kleinserien, da teure Werkzeuge nicht erforderlich sind. Dies ist besonders vorteilhaft für Unternehmen, die eine flexible und bedarfsgerechte Produktion von Bau- oder Ersatzteilen benötigen. Zudem ist die 3D-Druck Technologie ideal für die Herstellung detaillierter Muster und Modelle, insbesondere in Branchen wie Design und Architektur, wo realistische Modelle für die Planung und Visualisierung von großer Bedeutung sind.
Im Gesundheitswesen ermöglicht der 3D-Druck die Herstellung maßgeschneiderter medizinischer Elemente, die genau auf die individuellen Merkmale eines Patienten zugeschnitten werden können. Dies erhöht die Erfolgschancen von Implantationen und minimiert das Risiko von Komplikationen.
In verschiedenen Industrien wie zum Beispiel Maschinebau oder Automotive wird 3D-Druck genutzt, um individualisierte Ersatzteile herzustellen. Dies ermöglicht eine effiziente Produktion von Bauteilen, insbesondere für Modelle, bei denen herkömmliche Fertigungsmethoden möglicherweise nicht mehr wirtschaftlich sind.
Das Tiefziehverfahren ist seit Jahrzehnten ein etabliertes Produktionsverfahren für Transportverpackungen, Gehäuse, Abdeckungen und Blister. Es zeichnet sich durch hohe Formbarkeit, geringe Werkzeugkosten und schnelle Taktzeiten aus.
In der Automotive-Branche ist Tiefziehen die bevorzugte Methode für Kunststofftrays.
Im industriellen Einsatz werden tiefgezogene Kunststoffteile für eine Vielzahl an Anwendungen genutzt, darunter:
Auch Kunststoffwannen und -behälter sind verbreitet, z.B. für Chemikalien, Flüssigkeiten, als Vergussformen oder beim Transport durch industrielle Waschstraßen.
Tiefziehteile mit ESD-Schutz verhindern Schäden an empfindlichen elektronischen Bauteilen.
Thermoforming eignet sich für die kostengünstige Serienproduktion großer Kunststoffteile mit flexiblen Formen, während 3D-Druck ideal für Prototypen, Kleinserien und komplexe Bauteile ohne Werkzeug ist. Thermoforming ist schneller bei großen Stückzahlen, 3D-Druck flexibler bei individuellen Teilen.
Beim Thermoformen werden thermoplastische Kunststoffplatten erhitzt, auf ein Werkzeug gezogen und anschließend abgekühlt. Danach werden die Teile zugeschnitten oder gestanzt. Varianten wie Twin-Sheet-Thermoforming nutzen zwei Folien gleichzeitig für größere oder komplexere Formen.
3D-Druck erlaubt die Herstellung komplexer, maßgeschneiderter Teile ohne teure Werkzeuge. Die Fertigung erfolgt schnell für Prototypen und Kleinserien, und der Materialverschnitt ist minimal. Nachteile sind langsamer Produktionsprozess, begrenzte Materialauswahl und mögliche Nachbearbeitung.
Thermoforming eignet sich besonders für mittlere bis hohe Stückzahlen, da das Verfahren durch den Einsatz von Werkzeugen schnell und kosteneffizient ist. Stückzahlen von wenigen hundert bis mehreren Millionen sind möglich.
3D-Druck wird vor allem in Prototyping, Design, Architektur, Gesundheitswesen und Industrie für Kleinserien und maßgeschneiderte Teile eingesetzt. Thermoforming findet Anwendung in Verpackungen, Automobilindustrie, Gehäusen, Abdeckungen und Blisterverpackungen.
Abschließend verdeutlicht die Gegenüberstellung vom Thermoformen und 3D-Druck, dass beide Technologien spezifische Stärken und Schwächen haben, die je nach den Anforderungen eines Projekts oder Produkts berücksichtigt werden sollten.
3D-Drucken eignet sich vor allem zur Erstellung von kurzfristigen Prototypen und Kleinstmengen. Thermoformen zeigt sich als kosteneffiziente Option für mittlere bis große Stückzahlen. Zudem bietet das Tiefziehen schnelle Produktionskosten, vergleichsweise niedrige Werkzeugkosten und Materialeffizienz, sowie breite Materialanforderungen.
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